Briefe von der Erde an Sankt Michael und Sankt Gabriel / 4. – 8. Brief

Wer es bis jetzt durchgehalten hat, Satans Briefe an seine Kumpels ohne Schnappatmung zu lesen, findet sicher in den nächsten Briefen die wahre Geschichte der Arche Noah, den Grund warum die Dinosaurier ausgestorben sind und die von Noah vergessene Fliege mitzunehmen, das Übel aller Krankheiten ist. Mark Twain der die Briefe dokumentierte und für alle Ewigkeit als einzig wahre Geschichte des Urknalls, des angebissenen Apfels, der Inzucht und der Eifersucht festschrieb gebührt meinem höchsten Respekt. Es hätte nicht schlimmer werden können mit dem Pfusch Gottes / der Götter an der Menschheit. Ja, man könnte sagen, mit seiner Idee der Korrektur hat er alles Geschaffene verschlimmbessert. Mit Noah hatte er einen ähnlichen Deppen gefunden wie die heutigen Grünen. Bald mehr zu dem Thema: Noah und Grüne.

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Briefe von der Erde an Sankt Michael und Sankt Gabriel / 2. + 3. Brief

Die Menschen singen das hohe Lied der Anbiederung an den Schöpfer: „Hosiannah, Hosiannah, gelobt seist du Gott Sabaoth, Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber …!“ Mehr als verwundert berichtet Satan im 2. Brief an seine Kollegen Gabriel und Michael über die Vorstellung des Menschen vom Himmel. (dokumentiert von Mark Twain 1910).

Im ersten Teil – hier – hatte ich noch die Vorstellung, daß es sich hier um eine Satire handelt. Wollen wir mit den nächsten Briefen erkennen ob es nur Satire oder die Idiotie der Schöpfung ist, die Satan in seiner Doppeldeutigkeit schreibt oder seinen Neid, nicht die höchste Form der Schöpfung – die dritte Dimension körperlich hautnah erleben zu können.

Brief 2

„Ich habe euch nichts über den Menschen gesagt, das nicht wahr ist.“ Ihr müßt mir verzeihen, wenn ich diese Bemerkung ab und zu in diesen Briefen wiederhole; ich möchte, daß ihr meine Berichte ernst nehmt, und ich meine, wenn ihr an meiner Stelle wärt und ich an eurer, so würde ich auch so eine Anmerkung von Zeit zu Zeit brauchen, um meine Glaubwürdigkeit vor Spott in Schutz zu nehmen.

Denn es gibt nichts am Menschen, was nicht absonderlich wäre für einen Unsterblichen. Der Mensch betrachtet nichts so, wie wir es sehen, sein Sinn für Proportionen ist völlig anders als unserer, und seine Ausdrucksweise ist der unsrigen so unendlich fremd, daß auch der Klügste von uns nie imstande wäre, ihn zu begreifen.

Nehmen wir zum Beispiel diesen Fall: Er stellt sich einen Himmel vor, aber schließt aus ihm den höchsten seiner Genüsse aus, die vorrangigste Herzenssache jedes Individuums seiner Art und unserer – den Geschlechtsgenuß!

Das ist gerade so, wie wenn einer, der in der Wüste verirrt und am Verschmachten ist, von einem Retter zu hören bekommt, er möge sich alle Dinge wählen und auch haben, die sein Herz begehrt, nur mit einer einzigen Ausnahme – das Wasser dürfte er nicht wählen.

Sein Himmel ist wie er selbst, fremd, interessant, erstaunlich, grotesk. Ich gebe Euch mein Wort, dieser sein Himmel enthält nicht ein einziges Ding, das er wirklich schätzt. Er besteht — ganz und gar — aus Zerstreuungen, von denen er hier auf der Erde so gut wie nichts hält, ist aber fest überzeugt, daß er sie im Himmel lieben würde. Ist das nicht kurios? Ist das nicht interessant? Ihr dürft nicht denken, ich übertreibe, denn das ist nicht der Fall. Ich gebe Euch Beispiele.

Die meisten Menschen singen nicht, die meisten können gar nicht singen. Sie bleiben nicht stehen, wenn andere Menschen mehr als zwei Stunden hindurch singen. Beachtet das.

Nur zwei von hundert können ein Musikinstrument spielen und nicht vier von hundert wollen das lernen. Beachtet das.

Viele Menschen beten, wenige tun es gerne. Einige beten lang, andere fassen sich kurz.

Weiter. Mehr Menschen gehen in die Kirchen als nur die, die es eigentlich wollen.

Für neunundvierzig von fünfzig ist der Sonntag eine todlangweilige Angelegenheit. 

Von allen Menschen, die in der Kirche sitzen, sind zwei Drittel müde, wenn der Gottesdienst halb vorbei ist, und der Rest hat es noch vorm Schluß satt.

Der freudigste Moment für alle ist jener, wenn der Prediger die Hände zum Segen erhebt. Man kann das sanfte Raunen von Erleichterung hören, die das Haus erfüllt und du erkennst, daß es beredte Dankbarkeit ist.

Weiter. Alle Völker blicken auf alle anderen herab.

Alle Völker mögen alle anderen nicht leiden.

Alle weißen Völker verachten die farbigen, gleichgültig welcher Hautfarbe, und unterdrücken sie, wo sie können.

Weiße Menschen verkehren nicht mit den „Niggern“. heiraten sie schon gar nicht. Sie lassen sie nicht in ihre Schulen und Kirchen.

Alle Welt haßt die Juden und duldet sie nicht, außer wenn sie reich sind.

Bitte merkt Euch alle diese Beispiele.

Weiter: Alle vernünftigen Menschen verabscheuen Lärm. Alle Menschen, vernünftig oder nicht, verlangen nach Abwechslung in ihrem Leben. Eintönigkeit geht ihnen auf die Nerven.

Jedermann betätigt je nach der geistigen Begabung, die ihm zugeteilt wurde, seinen Verstand ständig und unablässig, und aus dieser Betätigung besteht ein großer und wesentlicher Teil seines Lebens. Noch der geringste Verstand, wie auch der höchste besitzt eine Reihe von Fähigkeiten und er macht sich einen hübschen Spaß daraus, sie zu testen, vorzuführen und zu perfektionieren. Der Bengel, der seinen Spielgefährten im Spiel überlegen ist, ist so emsig und so enthusiastisch bei der Sache wie der Bildhauer, der Maler, der Musiker, der Mathematiker. Nicht einer von denen könnte glücklich sein, wenn sein Talent unterdrückt würde.

Nun denn, ihr kennt jetzt die Fakten. Ihr wißt, was die Menschen mögen und was nicht. 

Sie haben einen Himmel erfunden, rein aus der Luft gegriffen, ganz allein. Und nur ratet, wie er beschaffen ist! In fünfzehnhundert Ewigkeiten würdet ihr nicht drauf kommen. Der findigste Kopf, der Euch oder mir bekannt ist, würde in fünfzig Millionen Äonen nicht drauf kommen. Nun gut, ich will ihn Euch schildern.

Erstens. Zu allererst erinnert Euch noch mal an die tolle Tatsache, mit der ich begonnen habe. Bedenkt, daß der Mensch, ebenso wie der Unsterbliche ganz natürlich den Geschlechtsgenuß weit über alle anderen Freuden stellt — und ihn dennoch in seinem Himmel vollständig ausschaltet! Der bloße Gedanke daran erregt ihn, die bloße Gelegenheit macht ihn wild; in diesem Zustand riskiert er sein Leben, seine Reputation, alles — sogar seinen verrückten Himmel — um nur eine gute Gelegenheit zu nutzen und sich bis zum Orgasmus zu steigern. Ob jung ob alt, alle Männer und Frauen stellen den Beischlaf über alle anderen Genüsse zusammengenommen, und doch ist es so, wie ich schon sagte: in ihrem Himmel gibt es ihn nicht – an seine Stelle tritt das Gebet.

Sie preisen es in den höchsten Tönen und doch ist es, wie alle ihre sogenannten „höheren Werte“ eine armselige Sache. Auch das beste und längste ist noch unter allen Begriffen kurz – den Begriffen der Unsterblichen. In Sachen der Wiederholung ist der Mensch sehr begrenzt – oh weit unterhalb der Konstitution der Unsterblichen. Wer den Akt des Gebetes und seine höchste Ekstase ungebrochen und fortwährend über Jahrhunderte zu vollziehen vermag, kennt kein Begreifen und kein angemessenes Mitleid für die furchtbare Armseligkeit jener reichen Gaben, vor der so, wie wir sie besitzen, aller andere Besitz trivial ist und die Mühe nicht wert, ihn mitzuzählen.

Zweitens. In dem Himmel der Menschen singt jeder! Wer auf Erden nie gesungen hat, hier singt er, und wer auf Erden nicht singen konnte, hier kann er es. Der himmlische Gesang ist nicht beiläufig und gelegentlich, auch nicht von Zwischenräumen der Stille gemildert, sondern er dauert an, den ganzen langen Tag, tagtäglich zwölf Stunden lang. Und jeder bleibt, wogegen auf der Erde der Platz nach zwei Stunden leer wäre. Der Gesang besteht ausschließlich aus Hymnen. Oder vielmehr aus einer einzigen Hymne.  Der Text ist stets der gleiche, es sind nur ein Dutzend Wörter, es ist auch kein Reim darin, keine Poesie:

„Hosiannah, Hosiannah, gelobt seist du Gott Sabaoth, Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber …!“

Drittens. Jede Person spielt auf einer Harfe – Millionen und Aber-Millionen! – Während auf der Erde nicht mehr als Zwanzig von Tausend dieses Instrument beherrschen oder jemals spielen wollen.

Man stelle sich nur den ohrenbetäubenden Sturmwind von Lärm vor: Millionen und Aber-Millionen von gleichzeitig kreischenden Stimmen und Millionen und Aber-Millionen von Harfen, die zur gleichen Zeit gezupft werden. Ich frage Euch: Ist das wohl häßlich? Ekelhaft? Abscheulich?

Und stellt Euch folgendes vor. Es ist ein Lobgesang, ein Dankgottesdienst, eine Bekundung von Schmeichelei und Verehrung. Man fragt sich wer es nun eigentlich sei, der diese abstruse Speichelleckerei duldet, und nicht nur duldet, sondern sie genießt, sie erbittet, sie fordert? Es verschlägt einem die Sprache.

Denn es ist Gott! Ich meine: der Gott dieser Menschheit. Er sitzt auf seinem Thron, ihm zur Seite sitzen seine vierundzwanzig Ältesten und einige andere Würdenträger, die zu seinem Gerichtshof gehören, die über unzählige begeisterte Anbeter blicken und er lächelt, und brummt und verneigt sich voll Zufriedenheit nordwärts, ostwärts, südwärts; ein Spektakel so drollig und naiv, wie es im Weltenall, sollte ich meinen, noch nicht da war.

Es ist leicht zu sehen, daß der Erfinder dieses Himmels sich diese Idee nicht selbst ausgedacht, sondern von dem Gepränge irgendeines albernen Herrschers im hintersten Orient übernommen hat.

Alle vernünftigen Leute hassen Lärm, und doch nehmen sie stillschweigend diese Art eines Himmels an – ohne darüber nachzudenken, zu hinterfragen, zu prüfen – und sie wünschen sich allen Ernstes in ihn hinein! Tief ehrwürdige, grauhaarige alte Männer verwenden viel Zeit ihres Lebens darauf, von jenem glücklichen Tag zu träumen, an dem sie die Sorgen ihres Daseins niederlegen und in die Freuden dieses Ortes eintreten. Und doch kann man sehen, wie unwirklich das Ganze für sie ist und wie wenig es sie als Tatsache ergreift, denn sie treffen gar keine praktischen Vorbereitung für die große Umstellung: niemals sieht man einen von ihnen auf einer Harfe üben, nie hört man ihn sich im Singen versuchen. 

Wie ihr gesehen habt ist diese einzigartige Show ein Lobgottesdienst. Lob und Preis durch Hymne und Demütigung. Es nimmt dieser die Stelle der sogenannten Kirche ein. Auf der Erde sind die Leute nicht imstande, vielen Kirchenbesuch zu ertragen – ein ein-viertel Stunden sind das Limit, und das höchstens einmal in der Woche, nämlich am Sonntag. Einen von sieben Tagen, und selbst da freuen sie sich nicht darauf. Und nun bedenke man, was der Himmel für sie in Bereitschaft hält: Kirche für immer und ewig, ein Sonntag ohne Ende. Sie haben schnell ihren irdischen allwöchentlichen Sabbat satt, aber sie warten sehnsüchtig auf einen, der ewig andauert. Sie träumen von ihm, sie reden darüber, glauben wahrhaftig, sie fänden ihre Seligkeit darin – mit aller Inbrunst denken sie, daß sie dächten, dort glücklich zu werden! 

Das kommt daher, daß sie überhaupt nicht nachdenken, sie glauben bloß, daß sie dächten. Sie können auch gar nicht denken, nicht zwei menschliche Wesen unter zehntausend haben etwas, womit sie denken könnten. Und was ihr Vorstellungsvermögen angeht, nun, da sehe man nur ihren Himmel! Sie akzeptieren ihn, sie ersehnen ihn, sie bewundern ihn. Daraus ermesse man ihren Grad der Intelligenz. 

Viertens. Der Erfinder ihres Himmels öffnet ihn für alle Völker der Erde, ein einziges Durcheinander. Alle sind einander absolut gleich, keiner kommt vor oder nach einem anderen, sie haben Brüder zu sein, miteinander umzugehen, zusammen zu beten, die Harfe zu spielen, Hosianna zu rufen, Weiße, Nigger, Juden, alle ohne Unterschied. Hier auf Erden hassen sie einander, und alle zusammen hassen sie die Juden. Doch jeder fromme Mensch bewundert diesen Himmel und möchte dort hin. Ja wirklich. Und wenn er in einen heiligen Rausch gerät, denkt er, wenn er erst dort wäre, würde er alle Menschheit an sein Herz nehmen und sie umarmen und umarmen und umarmen.

Er ist schon ein Prunkstück- dieser Mensch! Wüßte ich nur, wer ihn erfunden hat!

Fünftens. Jeder Mensch verfügt über ein bestimmtes Quantum Verstand, groß oder klein, und, ob groß oder klein, er ist stolz darauf. Und seine Brust schwillt an, wenn er die Namen der majestätischen Geistesgrößen seiner Rasse nennt und in die Geschichten ihrer Leistungen ist er vernarrt. Denn er ist ihres Blutes und an ihrem Ruhm hat er mit teil. Seht, ruft er aus, was der Geist der Menschen vermag! Und er sagt die Liste der großen Menschen her und zeigt auf die unsterbliche Literatur, die sie der Welt gegeben haben, und die mechanischen Wunderwerke, die sie erfunden haben und den Ruhm, mit dem sie die Wissenschaft und die Künste bekleidet haben. Und vor ihnen verneigt er sich wie vor Königen und erweist ihnen die tiefste und aufrichtigste Ehrenbezeugung, die sein Gemüt zu empfinden vermag, und solcherart hebt er den Verstand über alle andere auf der Welt und erhebt ihn in den Olymp – unerreichbar. Und dann zimmert er sich einen Himmel, der nirgends auch nur eine Spur von Verstand enthält.

Ist das wohl verrückt, kurios, verblüffend? Es ist genau so wie ich es euch gesagt habe, so unglaublich es auch klingen mag. Dieser aufrichtige Bewunderer des Intellekts und freigiebige Belohner seiner mächtigen Rolle hier auf Erden hat sich eine Religion und einen Himmel ausgedacht, der den Verstand überhaupt nicht würdigt, der überhaupt keine Abwechslung bietet, der dem Intellekt überhaupt keinen Raum einräumt, ja diesen gar nicht erwähnt.

Spätestens jetzt habt ihr wohl gemerkt, daß der Himmel der menschlichen Wesen erdacht und konstruiert wurde nach einem absolut vorgegebenen Plan, und dieser Plan schreibt vor, daß er in jeglicher Einzelheit jegliches vorstellbare Merkmal enthält, das dem Menschen abstoßend, und nicht einziges das ihm lieb ist.

Nun gut, je weiter wir vordringen, desto deutlicher wird diese kuriose Tatsache hervortreten.

Merkt Euch: im Himmel des Menschen betätigt sich der Verstand nicht und hat nichts, wovon er zehren kann. Binnen Jahresfrist muß er dort verrotten. Verrotten und stinken – Verrotten und stinken – und in diesem Zustand heilig werden. Ein segensreicher Vorgang, denn nur ein Heiliger kann die Freuden dieses Irrenhauses ertragen.

Vorwort zum Brief 3

„Bist du jetzt ganz durchgeknallt“ schrieb mir ein lieber Unbekannter in einer privaten Mail. „Wie kannst du nur satanische Briefe veröffentlichen …“. Ich bezweifle, daß er auch nur einen einzigen Brief gelesen hat. Nun, mir ist bewußt, daß schon das Wort ‚Briefe von Satan‘ bei vielen Menschen ein ungutes Gefühl oder sogar Schnappatmung hervorrufen. Vielleicht hätte Mark Twain den Satan, der hier zu Wort kommt, besser als unbeteiligter außerirdischen Beobachter des hirnlosen pervertierten menschlichen Handelns titulieren sollen. Die Briefe wurden 50 Jahre lang unter Verschluß gehalten. Wer kann daran ein Interesse haben?
Also lieber Leser, versuche diese Briefe als unbeteiligter außerirdischer Beobachter zu lesen und mit dem heutigen menschlichen Handeln zu vergleichen. Da bleibt nix satanisches übrig – minimal das Staunen über so viel Blödheit und maximal die Vermutung, daß der Mensch seine wahre Bestimmung bisher noch nicht erkannte.

Zum Thema schrieb ich früher:
Die materielle Entwicklung ist nicht ein Abstieg aus dem Geistigen, sondern die höchste Form dieser, die unsere Schöpfung zu bieten hat. Es gibt und gab vorher niemals mehr Gestaltungsvielfalt und  -möglichkeiten, das gesamte Schöpfungspotential zu verwirklichen. Das beinhaltet eine Symbiose des Geistigen und Materiellen. Urvölker hatten das noch weitgehend inne, aber es um so schwerer im Überlebenskampf auf der Erde. Wer also das Geistige vom Materiellen wieder trennen will, begeht Selbstmord. Anders formuliert: Das geistige und das Materielle bedingen sich gegenseitig um zu überleben. Ein Zurück in ‚Gottes Schoß‘ ist nicht mehr. Wozu hat der Schöpfer das sonst geschaffen? Habe schon öfter darüber geschrieben. Es ist pure Blasphemie, den Materialismus – besser: die ultimative Verdichtung des Geistigen abzulehnen. Warum? Weil er den letzten Akt der Schöpfung zeigt. Das Materielle hat sich mit dem Geistigen weiterentwickelt und nicht davon getrennt. Diese Trennung machen uns nur die Idioten von Geleerten äh Gelehrten vor, die davon profitieren (im jetzigen Leben) und wir kleine As fallen darauf hinein.

Es gibt heute die hirnrissigen Auswüchse im Materialismus, die ich sicher nicht erwähnen muß. Die sollten wir aber nicht als Bewertung mißbrauchen, daß der ‚Materialismus‘ per se schlecht ist. Der Mensch ist nur zu blöd, das zu erkennen. Erst die uns geschulte Trennung vom Schöpfergedanken – die neue Religion bringt das Übel. Insofern sind alle Zeitgenossen, die Wasser predigen und selbst Wein saufen, die Übeltäter und nicht irgendwelche daher fantasierten Gegenschöpfer, auf die wir hereinfallen. Hat sie jemals jemand gesehen? Natürlich nicht. Nur die Idioten, die davon berichten.

Wer ist also die Gegenschöpfung? Meine These: Es gibt keine. Sie hat auch keinen tieferen Sinn. Wären sie so mächtig wie ihnen geunkt wird, so hätten sie schon lange ihr Ziel erreicht. Daher die für mich berechtigte Frage: Hat der Mensch nicht die ultimative Macht über diese sog. Arschlochgötter, einer daher geschwafelnden Gegenschöpfung?

Die Gegenschöpfung im Außen zu suchen, ist so unsinnig wie Buchstabensuppe züchten um die Welt zu verstehen. Das machen übrigens Philosophen. Das gesamte Schöpfungspotential ist in jedem Einzelnen angelegt.

Brief 3

Ihr habt bemerkt, daß der Mensch eine Kuriosität ist. In der Vergangenheit hatte er Hunderte von  Religionen (und kaum herausgebracht schon wieder weggeworfen); und auch heute viele Hundert Religionen und jedes Jahr kommen nicht weniger als drei Neue dazu. Würde ich Euch eine größere Zahl nennen, läge ich immer noch richtig.

Eine seiner Hauptreligionen wird die Christliche genannt. Eine kleine Beschreibung wird Euch interessieren. Sie ist festgelegt in einem Buch  mit zwei Millionen Wörtern, genannt das Alte und Neue Testament. Es hat auch einen anderen Namen, das Wort Gottes. Denn die Christen denken jedes Wort davon ist von Gott diktiert worden – von jenem, von dem ich Euch erzählt habe.

Es ist ganz interessant. Es sind jede Menge Verse darin und einige schlaue Fabeln, viel Blut durchtränkte Historie, ein wenig gute Moral, ein Schatz von Obszönitäten und mehr als tausend Lügen. 

Diese Bibel ist hauptsächlich aus den Fragmenten älterer Bibeln zusammengesetzt worden, hoch betagte und zerfallene Schriften. Es mangelt ihr sichtlich und notwendigerweise an Originalität. Ihre drei oder vier herausragenden und beeindruckenden Ereignisse geschahen alle in früheren Bibeln; all ihre seine besten Grundsätze und Regeln des Verhaltens kamen auch von jenen Bibeln; es gibt nur zwei neue Dinge darin: Die Hölle für einzelne und dieser einzigartige Himmel, von dem ich Euch erzählt habe.

Was sollen wir tun? Wenn wir mit diesen Leuten glauben, daß ihr Gott diese grausamen Dinge erfand, verleumden wir ihn; wenn wir glauben, daß sie diese Leute selbst erfanden, verleumden wir sie. Es ist in jedem Fall ein unangenehmes Dilemma, denn keine dieser Parteien hat uns irgendein Leid zugefügt.

Zur Beruhigung laßt uns eine Seite betrachten. Laßt uns die Gewalten bei den Menschen zusammenfügen und ihnen die ganze unangenehme Last aufbürden – den Himmel, die Hölle, die Bibel, all dies. Es scheint nicht richtig, es scheint nicht fair; und wenn wir dann auch noch diesen Himmel bedenken, wie erdrückend geladen er mit allem ist, das auf Menschen abstoßend wirkt, wie können wir dann glauben, daß es ein Mensch erfand? Und wenn ich Euch jetzt noch von der Hölle erzählen darf, wird die Beweislast noch größer, da werdet Ihr mir doch zustimmen. Nein, ein Mensch würde so etwas nicht liefern würde; er könnte es einfach nicht. Diese unschuldige Bibel beschreibt die Schöpfung. Von was – vom Universum? Ja, das Universum. In sechs Tagen!

Gott tat dies. Er nannte es nicht das Universum – dies ist ein moderner Name. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dieser Erde. Er baute sie in fünf Tagen – und dann? Er brauchte nur einen Tag, um zwanzig Millionen Sonnen und achtzig Millionen Planeten zu schaffen!

Wofür waren sie seiner Meinung nach? Das Licht bereitzustellen für diese kleine Spielzeugwelt. Das war ihr ganzer Zweck; es gibt keinen Anderen. Eine der zwanzig Millionen Sonnen (die kleinste) sollte am Tag leuchten, der Rest sollte helfen auf den  unzähligen Monden des Universums, die Dunkelheit ihrer Nächte zu vertreiben.

Es ist ziemlich sicher, daß er glaubte, daß seine frisch gemachten Himmel diamanten-übersät waren mit diesen Myriaden von blinkenden Sternen vom ersten Tag an dem die Sonne am Horizonts versank; wogegen tatsächlich nicht ein einziger Stern an jenem ersten Tag blinkte an dem die Sonne am Horizont versank. In einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren blinkte nicht ein einziger Stern an diesem schwarzen Gewölbe nachdem diese denkwürdige Woche ungeheuerer Geschäftigkeit vollendet war. Dann erschien ein einzelner Stern, ganz einsam und alleine, und begann zu blinken. Drei Jahre später schienen noch einer. Die zwei blinkten zusammen mehr als vier Jahre, bevor sich ein Dritter dazugesellte. Am Ende der ersten hundert Jahre waren es noch nicht einmal fünfundzwanzig Sterne, die in diese unendliche Weite jener düsteren Himmel funkelte. Nach tausend Jahren waren immer nicht genug Sterne sichtbar, um damit eine Show zu machen. Nach einer Million Jahren hatte die Hälfte des gegenwärtigen Aufgebots ihr Licht über die teleskopischen Barrieren gesandt, und es dauerte noch Million Jahre, um den Rest folgen zu lassen, wie allgemein bekannt. Da es zu dieser Zeit kein Teleskop gab, konnte ihr Erscheinen auch nicht beobachtet werden.

In seinem Buch preist Gott beredsam seine mächtigen Werke und lobt sie in den höchsten Tönen, um so zu zeigen, daß er eine feste und ehrliche Bewunderung für diese Größenordnungen hat; doch machte er jene Millionen ungeheurer Sonnen, um diesen winzigen kleinen Ball zu erleuchten, statt die kleine Sonne dieses Balls dazu zu veranlassen, sie bei ihrem Tanz zu vertreten. Er erwähnt Arcturus in seinem Buch – sie erinnern sich an Arcturus – wir waren dort einmal. Es ist eines von den Nachtlichtern dieser Erde! – Diese riesige Kugel, die fünfzigtausendmal so groß wie die Sonne dieser Erde ist und verglichen mit ihr wie eine Kathedrale gegenüber einer Melone.

Aber die Sonntagsschulen lehren die Kinder noch immer, daß Arcturus geschaffen wurde, um zu helfen, diese Erde zu erleuchten und die Kinder werden erwachsen und glauben das immer noch, auch wenn alles dagegen spricht. Laut dem Buch und seinen Dienern ist das Universum erst sechstausend Jahre alt. Erst in den letzten hundert Jahren haben Gelehrte herausgefunden, daß es nach jetzigem Wissensstand wohl eher hundert Millionen Jahre alt ist.

Im Verlauf von sechs Tagen schuf Gott den Menschen und die anderen Tiere.

Er schuf einen Mann und eine Frau und stellte sie in einen hübschen Garten, zusammen mit den anderen Kreaturen. Sie alle lebten dort einige Zeit in Harmonie- und Zufriedenheit und blühender Jugend, dann traten Schwierigkeiten auf. Gott hatte den Mann und die Frau gewarnt, daß sie nicht von der Frucht eines gewissen Baums essen dürfen. Und er fügte eine höchst merkwürdige Bemerkung hinzu: er sagte, daß, wenn sie davon essen, sie bestimmt sterben sollten. Merkwürdig aus folgendem Grund, sie hatten noch nie eine Probe des Todes gesehen hatten, also konnten sie unmöglich wissen konnten, was er meinte. Weder er noch irgend ein anderer Gott wäre in der Lage gewesen, jene unwissenden Kinder dazu zu bringen, zu verstehen, was gemeint war, ohne eine Probe bereitzustellen. Das bloße Wort konnte nicht mehr Bedeutung für sie haben als für einen Säugling im Alter von einigen Tagen.

Sogleich suchte sie eine Schlange privat auf und kam in aufrechtem Gang zu ihnen, so gingen Schlangen in jenen Tagen. Die Schlange sagte, daß die verbotene Frucht ihren leeren Verstand mit Wissen füllen würde. Also aßen sie davon, eine natürliche ganz Verhaltensweise, denn Menschen sind so veranlagt, daß sie wißbegierig sind; während der Priester wie auch Gott, dessen Nachahmer und Vertreter er ist, es von Anfang an zu seinem Geschäft gemacht hat, ihn davon abzuhalten, irgendwelche nützlichen Dinge kennen zu lernen. Adam und Eva aßen die verbotene Frucht, und sofort strömte ein großes Licht  in ihre trüben Köpfe. Sie hatten Wissen erworben. Welches wissenswerte Wissen? Nein erhielten lediglich Kenntnis davon, daß es solch ein Ding wie Gut gab, und eben solch ein Ding, wie Böse, und wie man Böses tun kann. Sie konnten das  zuvor nicht tun. Deshalb waren all ihre Taten bis zu dieser Zeit ohne Makel ohne Schuld ohne Vergehen gewesen.

Aber jetzt konnten sie Übles tun und dafür leiden; jetzt hatten sie das erworben, was die Kirche einen unschätzbaren Besitz nennt, das moralische Empfinden; jenen Sinn, der den Menschen von der Bestie unterscheidet und ihn über die Bestie erhebt. Statt unterhalb der Bestie, wo man seine korrekte Stellung annehmen würde,  da er immer von fauler Gesinnung und schuldig ist, während die Bestie immer von reiner und unschuldiger Gesinnung ist. Das ist wie wenn man eine Uhr die falsch gehen muß mit einer vergleicht, die überhaupt nicht geht.

Die Kirche preist immer noch das Gewissen als des Menschen vornehmsten Besitz,  obwohl die Kirche weiß, daß Gott da eine ganz andere erbärmliche Meinung davon hatte und tat, was er auf seine schwerfällige Weise tun konnte, um seine glücklichen Kinder des Gartens davon abzuhalten, es zu erwerben.

Nun gut, Adam und Eva wußten jetzt, was böse war, und wie man es tun kann. Sie wußten, wie man verschiedene Arten von falschen Dingen tun konnte und unter ihnen ein ganz besonderes, – das eine das Gott vor allem im Sinn hatte. Es war  die Kunst und das Geheimnis des Geschlechtsverkehrs. Für sie war das eine großartige Entdeckung und sie hörten auf herum zu faulenzen, und richteten Ihre ganze  Aufmerksamkeit darauf, arme ausgelassene junge Dinger!

Inmitten einer dieser Orgien hörten sie, wie Gott unter den Büschen umherging, was eine  Nachmittagsangewohnheit von ihm war, und sie waren fürchterlich erschrocken.  Warum? Weil sie nackt waren. Sie hatten das nicht zuvor gewußt. Sie hatten sich zuvor nicht daran gestört; auch Gott nicht. In diesem unvergeßlichen Moment war das Schamgefühl geboren; und einige Leute haben es seither geschätzt, obwohl es sie sicher verlegen würde, zu erklären warum.

Adam und Eve betraten die Welt nackt und schamlos nackt und mit reiner Gesinnung; und keiner ihrer Nachkommen hat sie  jemals anders betreten. Alle haben Sie nackt, ohne Scham und mit reiner Gesinnung betreten. Sie haben sie bescheiden betreten. Sie mußten Unbescheidenheit erst erwerben und die verdorbene Gesinnung; es gab keine anderen Weg sie zu bekommen. Die erste Pflicht einer christlichen Mutter ist die Gesinnung ihres Kindes zu verderben und das vernachlässigt sie nicht. Ihr Junge wächst heran um ein Missionar zu sein, und geht zum unschuldigen Wilden und zum zivilisierten Japaner und verdirbt ihre Gesinnung. Worauf sie das Schamgefühl übernehmen, ihre Körper verbergen und aufhören nackt miteinander zu baden.

Das per Konvention falsch benannte Schamgefühl ist keine Veranlagung und kann auch keine sein, denn es ist gegen die Natur und gegen den Verstand und daher künstlich und Gegenstand irgend jemandes Laune, irgend jemandes kranker Laune. Und so bedeckt in Indien die vornehme Dame ihr Gesicht und ihre Brüste läßt ihre Beine von den Hüften abwärts nackt, während die vornehme europäische Dame ihre Beine bedeckt und ihr Gesicht und ihre Brüste frei läßt. In den von unschuldigen Wilden bewohnten Ländern, gewöhnt sich die vornehme europäische Dame bald an die ausgewachsene einheimische völlige Nacktheit und hört auf sich daran zu stören.  Ein hochkultivierter französischer Graf und eine Gräfin – nicht miteinander verwandt wurden im achtzehnten Jahrhundert wegen eines Schiffbruchs in ihrem Nachtzeug  auf einer unbewohnten Insel ausgesetzt. Sie waren bald nackt. Auch wenn sie sich eine Woche lang schämten. Danach störte sie ihre Nacktheit nicht mehr, und sie hörten bald auf, darüber nachzudenken.

Du hast noch nie eine bekleidete Person gesehen? Ach, Du hast nichts versäumt.

Um die biblischen Kuriositäten fortzusetzen. Nach gesundem Menschenverstand sollte man denken,  daß die Drohung Adam und Eva für ihr Vergehen bestraft zu werden nicht ausgeführt wurde, da sie weder sich selbst geschaffen haben, noch ihre Veranlagung noch ihr Temperament, noch ihre Schwächen, und war daher gegenüber niemanden für ihre Taten verantwortlich waren. Es wird Euch überraschen zu erfahren, dass die Drohung ausgeführt wurde. Adam und Eve wurden bestraft, und dieses Verbrechen findet zu diesem Tag Apologeten. Die Todesstrafe wurde vollstreckt. 

Ihr versteht, die einzige für den Verstoß des Paars verantwortliche Person entkam; und sie entkam nicht nur, sondern wurde auch noch zum Henker der Unschuldigen.

In Eurer Gegend und in meiner sollten wir das Privileg haben uns über diese Art der Moral lustig zu machen, aber es wäre unpassend dies hier zu tun. Viele dieser Leute können logisch denken, aber sie tun es nicht in religiösen Angelegenheiten.

Jeder intelligente Mensch wird Euch sagen, daß, wenn ein Mann ein Kind gezeugt hat, er moralisch verpflichtet ist sich zärtlich darum zu kümmern, es vor übler Nachrede bewahren muß, es vor Krankheit schützen muß, für seine Kleidung und sein Essen zu sorgen hat, seine Eigenwilligkeit tolerieren muß, es nicht schlagen darf außer in Liebenswürdigkeit und für sein eigenes Wohl, und in jedem Fall ihm nie eine lüsterne Grausamkeit zuzufügen darf. Gottes Behandlung seiner irdischen Kinder ist jeden Tag und jede Nacht das genaue Gegenteil von all dem, aber die gleichen intelligenten Menschen rechtfertigen vehement diese Verbrechen, sehen darüber hinweg, entschuldigen sie und weigern sich entrüstet sie überhaupt für Verbrechen zu halten, wenn er sie begeht. Ihre Gegend und meine sind interessant, aber es gibt nichts, das nur halb so interessant ist wie der menschliche Verstand.

Nun gut, Gott verbannte Adam und Eva aus dem Garten und ermordete sie schließlich. Alles für die Übertretung eines Befehls, der nicht zu rechtfertigen ist. Aber damit nicht genug, wie wir noch sehen werden. Er hat einen Codex der Moral für sich und einen wesentlich anderen für seine Kinder. Er verlangt, daß seine Kinder gerecht sind und sanft gegenüber Tätern und ihnen siebenundsiebzig Mal vergeben; während er weder gerecht noch sanft mit irgend jemandem umgeht und so hat er jenem uninformierten und gedankenlose ersten Paar Jugendlicher schon die erste geringe Übertretung nicht verziehen indem er ihnen sagt, „dieses erste Mal lassen wir’s dabei bewenden, ich gebe Euch noch eine Chance“.

Im Gegenteil! Er entschied sich dafür, ihre Kinder für alle Zeit bis zum Ende aller Tage für einen unbedeutenden Verstoß zu bestrafen, der von anderen begangen worden ist, bevor sie geboren waren. Er bestraft sie immer noch. Auf sanfte Weise? Nein auf grauenhafte Weise.

Ihr würdet annehmen, daß diese Art von Wesen nicht viele Komplimente bekommt. Überzeugt Euch! Die Welt nennt ihn den Inbegriff der Gerechtigkeit,  Rechtschaffenheit, Barmherzigkeit, Gnade, Vergebung, Wahrheit, Liebe, die Quelle aller Moral. Diese Sarkasmen werden täglich weltweit verbreitet. Aber nicht als bewußte Sarkasmen. Nein, sie sind ernstgemeint: sie werden ohne ein Lächeln verkündet.