Scan&go in die schöne neue Smart City

Scan&go wird bereits in der Testphase eingestampft, weil zuviel gestohlen wird. Aldi hat Scan&go bereits wieder beendet bevor es das kleine Arschloch diese kostenlose Einkaufsquelle als Volkssport entdeckt. Ich sehe das etwas anders. Die Totalüberwachung mittels Überwachungskameras nach chinesischem Vorbild ist bei uns noch nicht weit genug um jeden ‚Mundraub‘ zu ahnden. Sobald diese installiert sind wird jede Bewegung überwacht und niemand wird mehr unbestraft auch nur eine Brezel am Scanner vorbeischleusen. Smart City läßt grüßen. Scan&go ist nur ein klitzekleiner Meilenstein zum Weichkochen des kleinen Arschlochs zum Bioroboter. Demnächst mehr zum Thema Smart City.

[…6. Post-voting society
Da wir genau wissen, was Leute tun und möchten, gibt es weniger Bedarf an Wahlen, Mehr-heitsfindungen oder Abstimmungen. Verhaltens-bezogene Daten können Demokratie als das gesellschaftliche Feedbacksystem ersetzen.]

Heute mußte ich wieder mal mein Wohlfühlrefugio verlassen und 18 km weit fahren um ein paar Schrauben für die Reparatur unseres autarken Stromgetriebes besorgen. Dort gibt es seit kurzem ein neuer Baumarkt, der gut sortiert diese Schrauben hat. Diese kleine Schachtel in den riesigen Einkaufswagen gelegt und in Richtung Kasse marschiert, stellte ich fest, daß alle Kassen nicht besetzt waren. Was jetzt? Aha! Nebenan eine recht große Freifläche mit dem Hinweis „Selbst scannen, bezahlen und Zeit sparen.“

Wie angewurzelt blieb ich davorstehen und beobachtete das Geschehen. Links und rechts dieser Freifläche ein langer Ablagetisch mit jeweils drei Flachbildschirmen und daneben Handscanner. Es waren also sechs autonome Kassen. Die Kunden vor mir schienen da keine Probleme zu haben. Ging ratz fatz. Auffallend war, daß sie allesamt mit EC- oder Kreditkarte bezahlten. Da ich diese Zahlungsart, wenn sie es vermeiden läßt verweigere, wollte ich die Schrauben schon wieder zurücklegen. Da entdeckte ich unter der Ablage ein Zahlroboter, der alternativ noch Bargeld annimmt. Man muß nur die Taste drücken – Barzahlung. Das Kleingeld in einen Trichter werfen, die Scheine in einen Schlitz. Das Rausgeld gib es auch automatisch. Also wagte ich dieses Abenteuer.

Nebenbei hatte ich festgestellt, daß keiner der Kunden, die mit Karte bezahlte, die Quittung mitnahm. Deren Bankdaten darin lagen öffentlich bereit. Auch die Kontrolle ihrer Bezahlvorgänge scheint denen wurschd. Es war mir ein mulmiges Gefühl, auf diese Art zu bezahlen. Noch mulmiger wurde mir, als die einzige Mitarbeiterin des Bauhauses in dieser kruden Kassenzone von einem Einkaufswagen zum nächsten hechtete – offensichtlich ziemlich genervt, um zu kontrollieren, ob jeder alle Waren auch ehrlich eingescannt und bezahlt hat. Sie hat also die Arbeit von sechs Kassiererinnen übernommen. Der Fortschritt in das Zeitalter der Digitalisierung? Noch Fragen? Ich war fassungslos, wie sich ein Mensch so was antun kann. Die Einkaufswagen vor mir waren ordentlich gefüllt, nur meiner nicht, das ihre Aufmerksamkeit auf meine dicke Jacke lenkte. Wohlgemerkt, es war arschkalt an diesen Tag. Deswegen dicke Jacke. Sie sagte zwar nichts, aber ich ahnte, daß sie in mir einen potentiellen Ladendieb vermutete. Ich lüftete freundlich meine Jacke um ihr zu zeigen, daß da nichts Geklautes versteckt ist. Zum Glück war mein Hosenladen zu, den alte Säcke manchmal nach dem Pinkeln vergessen wieder zu verschließen. Im Zeitalter des #metoo oder das Anlächeln einer Hübschheit, das mit ‚sexueller Belästigung‘ quittiert wird, könnte die finale Wegsperrung bedeuten.
Anschließend gönnte ich mir noch einen Kaffee auf dem Marktplatz. Der Biergarten war vollbesetzt, trotz Arschkälte. An sämtlichen benachbarten Tischen nur Handygucker. Vier bis fünf Menschen an einem Tisch, die nichts anderes tu tun hatten als gebeugt aufs Handy zu glotzen. Nicht nur junge Leute. Bezahlt haben die meisten nicht bar, sondern über einen Scanner – ein kleines Gerät, das die Bedienung stets dabei hat – ohne Quittung. Alles hirnlos freiwillig. Worüber rege ich mich eigentlich noch auf? Es ist das kleine Arschloch, das mit seinem guten Namen bezahlt äh sich prostituiert – seine Daten, sein Leben sich vermarkten läßt. Das fühlt sich noch wohl und wichtig dabei. Lassen wir es rennen.

Als Ergänzung zum Thema noch eine kleine Geschichte:

https://ludwigdertraeumer.wordpress.com/2018/01/24/scango-zur-hoelle-und-der-angefressen-schinken/

Ein Kommentar zu „Scan&go in die schöne neue Smart City

Was fällt Dir dazu ein?

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..