Ich bin doch nicht blöd, also kauf‘ mich

Stinklangweilig hier im Himmel“, beschwert sich der neu angekommene Werbetexter. „Immer nur Wolken bügeln, frohlocken und Halleluja singen. Wozu habe ich eine erstklassige Ausbildung auf der Erde genossen? Ich bin schließlich zu besserem berufen.“
„Nun“, meinte Petrus, „du hast freie Wahl. Schau dich in der Hölle um und entscheide dann, wo du bleiben willst. Deine Entscheidung ist dann endgültig. Sag mir aber bitte nochmals Bescheid, wenn du dort bleiben willst.“ – „Versprochen.“

Dort unten angekommen, war er fassungslos von dem Angebot. Frühmorgens kochte ihm eine halbnackte Blondine Kaffee und brachte ihn an sein Bettchen von acht qm Größe. Seine Fantasie schwoll nicht nur im Kopf an. Dachte er noch an die Nächte auf Erden mit … (aus Jugendschutzgründen wird das nicht näher beäugt).
Nach dem Duschen mit Einseifen durch drei knackige Haushälterinnen ging’s erstmal auf den Golfplatz. Es mußte ja sein Handicap verbessert werden. Die Alte von seinem Chef sollte schließlich keinen Looser beim täglichen Kurzbesuch vor sich haben.
Die Mittagspause bereitete ihm etwas Streß, da auf vier Stunden beschränkt. Schließlich war noch etwas Arbeit angesagt. Dazu muß man wissen, daß es auch in der Hölle nix für ummi gibt. Aber als erfolgreicher Werbetexter war das für ihn kein Problem und innerhalb zehn Minuten erledigt und innert Minuten mit einer Mio. € honoriert.
Das genialste, was ihm einfallen konnte, war die Botschaft aller Botschaften an den Geistverbraucher. Seine Schule machte es möglich. Ohne das große Latrinum und Philosophie-Crashkurse wäre er nie auf die Idee gekommen, den genialsten Spruch aller Weisheiten zu texten.

„Ich bin doch nicht blöd, also kauf mich“.

Das war der Durchbruch für die Pilgerstätte aller vereinten Religionen, Media genannt, die den Markt und die Welt eroberte. Das läßt man sich gerne etwas kosten.
Die Abende waren eigentlich wie immer. Treffpunkt im Café Ludwig. Manchmal etwas langweilig. Meistens nahm er neben einem Liter Kultgetränk Wodka (aus Solidargründen mit der westlichen Wertegemeinschaft natürlich nur den finnischen, da er den russischen aus verständlichen Gründe verschmähte) halb und halb gemischt mit Ludwig Bräu mit nach Hause.
Aber zwei bis dreimal die Woche war halligalli im Bettchen angesagt. Die acht qm voller Leben. Aus bereits besagten Gründen hier nicht weiter beäugt.
Was für ein tolles Leben hier, dachte er und beschloß, dazubleiben. Das einzige, das ihn in Rage brachte, war, daß sein Lieblings-Ferrari seit zwei Tagen in der Werkstatt stand. Servicewüste auch in der Hölle, dachte er. Damit das besser wird, muß ein neuer Werbespruch her.
Dem Oberteufel drückte er tiefste Dankbarkeit für das wahre Paradies aus., mit dem er bereits per du war. Nach der ersten Nacht war er Feuer und Flamme für dieses Paradies das er auf der Erde sich bereits erträumte – Geld wie Heu, Ferrari, Faulenzen ohne Ende und Weiber stets zu Diensten (Anm.: natürlich nur um den Haushalt zu pflegen.)

Dort bleibe ich, teilte er Petrus mit, wie versprochen während seinem kurzen Ausflug in den Himmel. „Na, dann ist ja alles gut“, meinte Petrus gelangweilt.

Wieder vor der Hölle angekommen, war kein vergoldetes Eingangstor mit rotem Teppich weit und breit in Sicht. Nur große Mauern, wie wir sie von den Zuchthäusern kennen. Nach einiger Zeit fand er ein kleines unscheinbares Tor mit einem Namenschild ‚Hölle‘. Klingelte und es öffnete sich.
Eine riesige Pranke zerrte ihn am Hals hinein. Todesangst durchfuhr ihn.
Das, was er dort vorfand, lies ihn fast zu Tode erstarren. Möchte dem Leser den Anblick und die Beschreibung ersparen. Die ist um Klassen fürchterlicher als sie der gläubigste Katholik sich vorstellen kann.

Gequält, zerschunden am ganzen Körper, mit Ketten an Händen und Füßen, sah er den Oberteufel fröhlich pfeifend mit zwei knackigen Blondinen an ihm vorbeischlendern. „He, Oberteufel, liegt da ein Irrtum vor? Ich wollte in der Hölle leben und nicht als Sklave hier verrecken.“ –

„Das ist die Hölle, lieber Erdenfreund – deine selbstgeschaffene Bestimmung. Wo du vor kurzem warst, ist unsere Werbeabteilung.“

3 Kommentare zu „Ich bin doch nicht blöd, also kauf‘ mich

  1. Ludwig, Ludwig…..da haste dich Selbst mal wieder übertroffen, das ist wirklich Spitzenklasse !!!!! Besten Dank dafür, mein Tag läuft jetzt um Einiges besser 😉

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  2. Hätte er nicht in die Werbeabteilung bleiben können wenn er doch so gut im Texten ist !!!

    Die Richtigen fragen bestimmen die Qualität des Lebens 😉

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